Für Bauherren/innen bieten Häuser aus den 1930er-Jahren eine besondere Chance: sie sind solide gebaut, oft mit klaren Grundrissen und handwerklichem Charakter. Doch wer ein solches Gebäude modernisieren will, steht meist vor grundlegenden Sanierungsaufgaben – von der energetischen Hülle bis zur gesamten Haustechnik.
In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf es bei der Kernsanierung ankommt – Schritt für Schritt aufbereitet für alle, die Altbausubstanz zukunftsfähig gestalten möchten.
Die Häuser der 1930er-Jahre entstanden in einer Zeit des architektonischen Übergangs. Zwischen traditioneller Baukunst und beginnender Moderne vereinen sie robuste Handwerksqualität mit pragmatischer, oft materialsparender Ausführung.
Wer heute ein solches Haus besitzt oder erwerben möchte, entdeckt darin nicht nur nostalgischen Charme – sondern auch eine Substanz, die ganz eigene Sanierungsfragen aufwirft.
Einen Überblick über die typischen Konstruktionsmerkmale liefert Ihnen die folgende Tabelle:
Wenn Sie ein Haus aus den 1930er-Jahren kernsanieren möchten, erwartet Sie eine zeit- und kostenintensive Aufgabe - denn Sie bewegen sich im Spannungsfeld zwischen historischer Bausubstanz und heutigen Anforderungen an Komfort, Energieeffizienz und Technik.
Dabei begegnen Ihnen typische Herausforderungen, auf die Sie gut vorbereitet sein sollten:
Wärmeschutz: Meist keine Dämmung vorhanden
Häuser aus dieser Zeit wurden ohne energetische Vorgaben errichtet. Außenwände, Fenster, Dach und Kellerdecken sind meist ungedämmt. Wird etwa nur ein Bauteil – wie die Fenster – modernisiert, drohen Feuchteschäden oder Schimmel. Entscheidend ist deshalb eine energetisch abgestimmte Gesamtsanierung.
Statik und Tragwerk: Statische Begutachtung dringend empfohlen
Auch wenn viele dieser Gebäude solide wirken, sollten Sie auch die Tragstruktur prüfen lassen – vor allem bei geplanten Umbauten. Decken aus Holzbalken oder frühem Stahlbeton, auskragende Balkone oder fehlende Bauunterlagen machen eine statische Begutachtung durch eine/n Fachingenieur/in unverzichtbar.
Haustechnik: Komplettsanierung ist unumgänglich
Die Technik in Häusern der 1930er-Jahre ist in der Regel nicht mehr zeitgemäß. Wenn Sie Komfort und Sicherheit gewährleisten möchten, führt an einer vollständigen Erneuerung kaum ein Weg vorbei. Das betrifft Stromleitungen ebenso wie Wasser- und Heizungsrohre.
Schadstoffe: Belastungen aus der Baugeschichte
Viele Baustoffe aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg enthalten heute kritische Substanzen. Bevor Sie Wände öffnen oder Böden entfernen, sollten Sie gezielt prüfen lassen, ob Asbest, Blei, Teerprodukte oder andere Schadstoffe verbaut wurden.
Denkmalschutz und gestalterische Vorgaben
Manche Häuser aus den 1930er-Jahren stehen unter Denkmalschutz oder gelten als erhaltenswerte Bausubstanz im Ortsbild. Das bedeutet: Veränderungen an der Fassade, an Fenstern oder dem Dach sind oft genehmigungspflichtig. Es lohnt sich, frühzeitig Kontakt mit der zuständigen Behörde aufzunehmen.
Raumstruktur und Wohnkomfort
Die Grundrisse der 1930er-Jahre folgen anderen Wohnbedürfnissen als heute. Kleine, geschlossene Räume und schmale Flure sind keine Seltenheit. Wenn Sie offenere Wohnkonzepte oder zusätzliche Bäder planen, ist oft mehr als nur ein Innenausbau erforderlich.
Eine Sanierung in einem Gebäude aus den 1930er-Jahren ist kein Standardprojekt. Je nach Zustand und Zielsetzung kann der Aufwand erheblich variieren. Damit Sie den Überblick behalten, hilft es, sich an einem strukturierten Ablauf zu orientieren. Eine klare Planung schützt vor Fehlentscheidungen – und vor unerwarteten Kosten.
In der nachfolgenden Tabelle finden Sie einen kompakten Überblick über den typischen Ablauf einer Kernsanierung eines 30er-Jahre-Hauses:
Eine durchdachte Sanierung verläuft nicht „nach Gefühl“, sondern in klaren Etappen – mit einer realistischen Einschätzung der Bausubstanz, einer vorausschauenden Planung und erfahrenen Fachbetrieben an Ihrer Seite.
Häuser aus den 1930er-Jahren bieten kaum technische Infrastruktur, die heutigen Anforderungen genügt. Eine energetische Sanierung ist daher nicht nur sinnvoll, sondern in vielen Fällen auch gesetzlich erforderlich.
Wenn Sie Ihr Gebäude zukunftssicher machen möchten, stehen Sie vor der Aufgabe, Altbausubstanz mit moderner Haustechnik und effizienter Energienutzung in Einklang zu bringen. Darauf sollten Sie achten:
Gebäudehülle dämmen: Ein zentraler Hebel für den Energieverbrauch ist die Dämmung. Ungedämmte Außenwände, Dächer und Kellerdecken führen zu hohen Wärmeverlusten – und damit zu erhöhten Heizkosten. Eine fachgerechte Dämmung verbessert nicht nur die Energiebilanz, sondern schützt auch die Bausubstanz vor Feuchte und Schimmel.
Fenster und Türen erneuern: Fenster und Außentüren zählen außerdem zu den großen Schwachstellen in der Gebäudehülle. Der Austausch lohnt sich – allerdings nur, wenn gleichzeitig auch für ausreichende Lüftung und zusätzliche Dämmmaßnahmen gesorgt wird. Sonst drohen Feuchteschäden durch geändertes Raumklima.
Heizung modernisieren: Alte Heizkessel arbeiten oft mit niedrigen Wirkungsgraden. Wer hier modernisiert, spart nicht nur Energie, sondern kann auch von attraktiven Förderprogrammen profitieren. Ob Gas-Brennwert, Wärmepumpe oder Hybridlösung – entscheidend ist die Abstimmung mit dem Dämmstandard des Hauses.
Lüftungssystem integrieren: Eine luftdichte Sanierung erfordert ein durchdachtes Lüftungskonzept. Gerade in Altbauten kann die unkontrollierte Feuchtigkeit sonst zu Schäden führen. Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung verbessert zudem den energetischen Standard und das Raumklima.
Smarte Technik nutzen: Wenn Sie ohnehin Leitungen und Installationen erneuern, lohnt es sich, über Smart-Home-Lösungen nachzudenken. Ob Heizungssteuerung, Beleuchtung, Rollläden oder Sicherheitssysteme – mit intelligenter Technik lässt sich nicht nur Komfort steigern, sondern auch Ihr Energieverbrauch optimieren.
Die Bandbreite der Sanierungskosten bei einem Haus aus dem 30ern ist groß und hängt stark vom Zustand des Gebäudes, dem angestrebten Standard und dem Umfang der Arbeiten ab.
Als grober Richtwert für eine umfassende Kernsanierung sollten Sie mit 1.000 bis 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche kalkulieren – bei sehr aufwendigen Maßnahmen auch mehr.
Typische Kostentreiber:
Komplettaustausch der Haustechnik (Strom, Wasser, Heizung)
Dämmung und Fenstersanierung
statische Eingriffe beispielsweise Wanddurchbrüche oder Deckenverstärkungen
Entsorgung von Schadstoffen
denkmalgerechte Vorgaben oder Sonderanfertigungen
Die energetische Sanierung wird in Deutschland durch verschiedene Programme gefördert – insbesondere über die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle).
Förderfähig sind sowohl Einzelmaßnahmen zum Beispiel Fenstertausch oder die Erneuerung der Heizung als auch Komplettsanierungen zum Effizienzhausstandard.
Gängige Förderprogramme im Überblick:
Wichtig: Sämtliche Fördermittel müssen vor Vergabe der Handwerkerleistungen beantragt werden. Holen Sie sich idealerweise Unterstützung durch zertifizierte Energieberater/innen – für viele Programme ist das sogar verpflichtend.
Selbst mit Fördermitteln bleibt eine Kernsanierung ein großes Investment. Je nach Ausgangslage können Eigenkapital, Förderkredite, Bankdarlehen und Eigenleistung kombiniert werden. Wichtig ist, dass Ihre Finanzierung auch unerwartete Zusatzkosten auffangen kann – etwa bei Schadstofffunden oder baulichen Überraschungen.
Die Sanierung eines Hauses aus den 1930er-Jahren verlangt Planung, Geduld und fachliche Begleitung. Wer die baulichen Besonderheiten kennt und Maßnahmen sinnvoll kombiniert, kann nicht nur Energie und Kosten sparen, sondern auch den ursprünglichen Charakter des Gebäudes erhalten.
Mit einem klaren Konzept, passenden Fördermitteln und realistischen Erwartungen wird aus dem Sanierungsobjekt ein komfortables, zukunftsfähiges Zuhause – technisch modern, aber mit dem Charme vergangener Jahrzehnte.